13.07.2018
Berlin (GTAI) - Rund ein Viertel der Weltbevölkerung wird 2050 in Afrika leben. Innerhalb der kommenden 30 Jahre bedeutet dies eine Verdoppelung der Einwohnerzahl auf etwa 2,5 Milliarden.
Um die schon heute vielerorts prekäre Versorgung mit Nahrungsmitteln, Trinkwasser und Energie zu sichern und einen Kollaps unter der wachsenden Last von Abfall und Abwasser zu verhindern, sind Lösungen gefragt. Für deutsche Unternehmen besteht ein enormes Potenzial, sich daran zu beteiligen.
Das schnelle Wachstum der afrikanischen Bevölkerung ist ein zweischneidiges Schwert. Mehr Menschen sind wirtschaftlich gesehen mehr Konsumenten, sie müssen wohnen, essen, brauchen Energie- und Verkehrsinfrastruktur, sind produktive Arbeitskräfte und gehen ihren Freizeitvergnügen nach. Kurz gesagt, sie bilden ein wachsendes Marktpotenzial. Vorausgesetzt allerdings, die ökonomische und gesellschaftliche Entwicklung hält Schritt. Denn das ist die andere Seite der Medaille: Ernährung und Wasserversorgung müssen gesichert werden, die Menschen benötigen Wohnraum und Arbeitsplätze, die Konkurrenz um knappe Ressourcen birgt wachsende Konfliktgefahren.
Die Zahlen sind also durchaus beunruhigend. Doppelt so viele Menschen in Ländern, die schon heute Probleme haben, die Grundversorgung der Bevölkerung zu gewährleisten, das ist eine Mammutaufgabe. Die Entwicklung der VR China in den letzten Jahrzehnten zeigt andererseits, dass der Weg aus der Armut auch in dieser Größenordnung möglich ist. Allein durch Verbesserung der Lager- und Transportkapazitäten etwa könnte die Nahrungsmittelversorgung vielerorts erheblich verbessert werden. Länder wie Äthiopien führen erfolgreich vor, wie mehr Wertschöpfung und damit Beschäftigung vor Ort geschaffen werden können.
Entwicklungsschub notwendig
Die Zeit drängt. Bis 2050 bleiben noch 32 Jahre. Die Weichen müssen heute gestellt werden, um dann in der richtigen Richtung weiter zu arbeiten. Zum Teil geschieht dies, auch unter Beteiligung der deutschen Wirtschaft, bereits durch Ausbau der Verkehrswege, Verbesserung der Energieversorgung, Aufbau von Industrien, Überführung guter Ideen in Start-ups, Überspringen von Entwicklungsphasen wie beim bargeldlosen Bezahlen per Smartphone. Es gibt eine ganze Reihe guter Ansätze, aber das Tempo müsste höher werden, die Qualität des Wachstums steigen.
In Afrika kommen jährlich schätzungsweise 20 Millionen neue Arbeitskräfte auf den Arbeitsmarkt. Gleichzeitig gibt es einen Mangel an technisch-praktisch ausgebildeten Fachkräften. Zwar können sich immer mehr Mitglieder der mittlerweile auf circa 360 Millionen angewachsenen Mittelklasse die Ausbildung ihrer Kinder leisten. Es besteht dabei jedoch eine starke Präferenz für die Universitäten. Das Ergebnis ist eine große Zahl Akademiker, deren Kenntnisse in vielen Fällen an den Erfordernissen des Arbeitsmarktes vorbeigehen.
Berufliche Qualifikation auf allen Ebenen, Entrepreneur-Geist zur Umsetzung neuer Ideen, eine fähige und integre Verwaltung - die menschliche Komponente ist das Komplementär zu Infrastrukturinvestitionen und der Vereinbarung von Freihandelszonen. Deutsche Unternehmen bilden in Afrika oft projektbezogen selbst aus. Eine Übertragung von etablierten Modellen wie dem Dualen System ist jedoch vielerorts kaum möglich, da, selbst wenn Berufsschulen aufgebaut werden könnten, die geeigneten Betriebe für die praktische Ausbildung häufig fehlen.
Nigeria unter den bevölkerungsreichsten Ländern der Welt
Wie in der Wirtschaftsstruktur, den Wachstumsaussichten oder dem erreichten Entwicklungsstand bestehen auch bezüglich der Bevölkerungsprognosen erhebliche Unterschiede zwischen den 54 Ländern des Kontinents. In der Mehrheit der Fälle schwankt die vorhergesagte Zunahme der Einwohnerzahl von 2017 bis 2050 um die 100 Prozent. Für einige Länder wie die Demokratische Republik Kongo, Tansania oder Angola werden aber auch noch wesentlich höhere Steigerungsraten prognostiziert, während andererseits für weiter entwickelte Staaten wie Südafrika oder Marokko deutlich moderatere Werte errechnet wurden. Ein Sonderfall ist Mauritius: Die Inselrepublik ist das einzige Land in Afrika, für das eine Bevölkerungsabnahme erwartet wird.
In absoluten Zahlen bleibt die Einwohnerzahl in den meisten Ländern trotz der enormen Zunahme überschaubar, auch relativ zur Fläche gilt dies etwa im Vergleich zu den in Teilen Europas erreichten Bevölkerungsdichten. Erhebliche Bedenken verursachen jedoch Werte wie die für 2050 prognostizierten mehr als 400 Millionen Einwohner in Nigeria, fast 200 Millionen in Äthiopien, rund 150 Millionen in Tansania oder über 215 Millionen in der fragilen DR Kongo.
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